Nicht perfekt, aber recht launig.
Großer Kritikpunkt und Quelle der eher durchwachsenen Bewertungen: HFS+-Nutzer mit dem eher ungewöhnlichen Journaled-Setting, daß Groß- und Kleinschreibung unterscheidet, scheinen das Programm überhaupt nicht starten zu können. Auch wenn HFS+ in der Form kein unbedingter Systemstandard ist, kann ich nicht verstehen, daß man ein Programm mit dieser Einschränkung in den MAS lässt. Oder als Programmierer überhaupt raushaut. Mag aber dem Port geschuldet sein. Vor dem Kauf sollte man sich also im Programme > Dienstprogramme > Festplatten-Dienstprogramm schauen, welches Dateisystem gerade auf dem eigenen Laufwerk aktiv ist.
Substantieller: Die Grafik (ein verbesserter URE 2.0-Port) wirkt selbst für einen Release aus 2005 erschreckend altbacken. Das erste CoD von 2003 sieht nur wenig schlechter aus, im direkten Vergleich zu CoD2 aus dem gleichen Jahr verliert das Spiel in Sachen Präsentation auf jeden Fall. Da helfen auch die transparenten Wassereffekte und Licht-Texturen nicht mehr. Wenn man sich davon nicht abschrecken lässt (was man nicht sollte, ich spiele sogar das mehr als 10 Jahre alte Operation Flashpoint noch ganz gerne), bekommt man einen sehr soliden und ziemlich realistischen Taktik-Shooter geliefert. Ich glaube, daß ist auch das Problem, was hier viele Rezensenten unabhängig von der Technik negativ bewerten lässt: Wer mit der Erwartungshaltung einen weiteren CoD-Clone präsentiert zu bekommen an das Spiel herangeht, wird ziemlich enttäuscht. Wer sich davon frei machen kann, wird in meinen Augen immer noch gut unterhalten. Nur halt wesentlich anders als im CoD-Franchise.
Der Spieler kommandiert eine bis zu 6 Mann starke Gruppe der US-Infanterie. Diese sind hier nicht wie sonst bloßer Selbstzweck und Kugelfang, sondern müssen überlegt eingesetzt werden, um die im 2. Weltkrieg bei der USAA angewandten Doktrin der 4F ("Find. Fix. Flank. Finish.") beim Angriff von Infantrietruppen umzusetzen. Die Entwickler sind dabei sogar soweit gegangen, einem Steine in den Soloweg zu legen. Es gibt kein Fadenkreuz, man trifft schlechter als die Teamkameraden, hat weniger Gesundheit als diese zur Verfügung hat und es gibt natürlich auch keine Medpacks in der Landschaft. Man ist also gezwungen, sich und seine Leute überlegt einzusetzen, wenn man die recht umfangreichen Level überleben will.
Hilfreich hierbei sind eine Art Surveillance-Mode, bei dem das Spiel pausiert wird und man sich in Ruhe anschauen kann, wo die Gegner gerade stehen, man selber ist und wie man sie nach 4F aushebeln kann. Leider verrennt sich das Spiel auch genau darin etwas: Wo man in CoD immer mit Running and Gunning vorwärtskommt, muß man hier immer das Feuer-Team sperren lassen und dann von der Seite oder hinten den Feind neutralisieren. Ist ne Weile ganz spannend, ab und an vermisse ich aber doch einen herrlich blöden Sturmangriff.
Negativ aufgefallen ist mir die etwas eigenwillige KI und das Deckungsverhalten. Das eigene Team, auf das man hier ja ziemlich bauen muß, reagiert stellenweise so schnarchig, daß man sich dann doch lieber selber in die vordere Reihe stellt und kräftig mithilft, während die Gegner einen auch beim Umfassen gerne die ganze Zeit mit ihrem Feuer verfolgen und man den nötigen Überraschungsmoment nicht wirklich ausspielen kann. Beides zusammen führt dann wieder zu Punktabzug auf dem eh nicht sonderlich üppigen Gesundheitsbalken. Da macht es sich dann doppelt schlecht, daß unser Alter Ego auch nicht gescheit in Deckung gehen kann (nur hinter Hindernissen kauern) und überhaupt nicht rennen. Wirklich schnelle (und realistische) Zangenbewegungen sind so natürlich nicht zu machen. Im Gegenzug dafür ist der Gegner auch hinter einem Deckungsfail wie einem Lattenzaun nicht zu verwunden und überhaupt nur wirklich einfach angreifbar, wenn er mal komplett aufgerichtet in der Landschaft steht. Was, dank Feuer-Team, auch eher selten der Fall ist. Das lässt den Realismus dann doch wieder etwas bröckeln, aber noch in so einem Maße, daß man es nachsehen kann und man doch wieder seufzend aus der schönen Eigendeckung latscht, um für Ordnung zu sorgen. Wenigstens hat man hier auf das nervige Checkpoint/Respwan-System wie in CoD verzichtet. Wenn man einen Punkt gesäubert hat, muß man nicht noch hinlaufen, um weitere Gegner am Erscheinen zu hindern.
Auch schade: Das Szenario ist ziemlich ausgelutscht. Man begleitet Teile der 101st und 82nd während der ersten Tage des D-Day und spielt eine Reihe von Scharmützeln nach, die im Rahmen der Operation Albany stattfanden. Also die Sicherung des Brückenkopfes in Richtung Hill 30 und dem Douve gegen die deutsche 7. Armee. Wem das noch nicht zum Hals heraushängt und wer Spaß an eher taktischem Vorgehen in einem Shooter hat, wird hier sehr solide unterhalten.
Mir persönlich wäre hier mal ein weniger oft bemühtes Italien-Szenario oder Market Garden lieber gewesen.
tl;dr
Inzwischen etwas altbackene Grafikengine und leicht durchschaubares KI-modell, daß trotz seiner Schwächen nicht wesentlich weniger Laune als CoD macht und erfreulicherweise sogar mehr Taktik als dieses zulässt. Ansonsten eher für Fans des Genres Taktikshooter und nichts für Gelegenheitsspieler oder Freizeit-Rambos. Trotz meiner umfangreichen Kritikpunkte spreche ich eine klare Kaufempfehlung für den Titel aus. Vorsicht bei HFS+ (G/K) auf der Platte!
lame77 about
Brothers in Arms: Road to Hill 30, v1.1